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Unsere schröcklich armen Reichen

Mir zerreißt es das Herz
- So erbarmt mich die neue Armut der Superreichen dieser Welt -

Die Reichen und Superreichen werden angeblich ärmer. Die New York Times sieht eine Trendwende, die Reichen würden derzeit und in Zukunft weniger Geld haben.

Seit Jahrzehnten sind die Reichen zu Superreichen geworden, die immer mehr Reichtum anhäuften. Möglicherweise hat sich der Trend, wie David Leonhardt und Geraldine Fabrikant in der New York Times schreiben, schon vor der Finanzkrise 2007 umgekehrt.

Zwar soll die Einkommensungleichheit größer sein denn je, aber als Gruppe würden die Reichen nicht mehr reicher, sondern ärmer (Wer das wohl glaubt?). So sei letztes Jahr angeblich die Zahl der US-Amerikaner mit einem Vermögen von mehr als 30 Millionen Dollar um 24 Prozent gesunken. Das monatliche Einkommen aus Aktien soll im letzten Sommer um 20 Prozent gesunken sein. Superreiche wie Bill Gates, Warren E. Buffett, die Wal-Mart-Erben oder die Gründer von Google hätten Milliarden dank der Finanzkrise verloren.

Der Trend wird von den Journalisten auch daran festgemacht, dass das Geld nicht mehr so gut fließt. Es wird beispielsweise weniger in die Kunst investiert, die Preise für die teuren Häuser fallen auch. Das Einkommen der Reichen geht in Rezessionen wie derzeit stärker zurück als das der Mittelschicht, das allerdings während der letzten Boomjahre für die Reichen stagniert bzw. real rückläufig gewesen ist.

Aber das alles ist sehr spekulativ und hängst davon ab, ob es bald wieder einen Bubble (Blase) an den Börsen gibt oder nicht. Daneben hängt dies auch stark von der Regierung ab. Ob es Regierungen weltweit gelingt die Finanzspekulation zu bändigen und wie die Einkommen der Reichen besteuert.

Schließlich wurde der wachsende Reichtum der Reichen auch durch die sinkende Besteuerung seit den achtziger Jahren begünstigt. Damals ging man davon aus, daß der Reichtum der Superreichen irgendwie auf den Rest der Gesellschaft herunterregnet, so daß schließlich alle reicher würden. Das hat sich freilich als verführerische Ideologie herausgestellt, da Steuersenkungen für Reiche und deren Superkonzerne zu einer globalen Epidemie wurden.

Präsident Obama wird vermutlich die Steuerobergrenze, die auf einem Tiefstand von 35 Prozent in den USA steht, wieder auf 39 oder 40 Prozent anheben. Das wird hoffentlich auch in den anderen Ländern geschehen, schon allein aus dem Grund, die durch die Finanzkrise hoch verschuldeten Staatssäckel zu entlasten. Dazu kommt, daß die neoliberale Ideologie, eher ein religiöses Heilsversprechen, zerfällt, schließlich kann der Wohlstand einer Gesellschaft auch wachsen, wenn die Einkommensunterschiede nicht explodieren.

Selbst wenn die Ungleichheit wieder ein wenig schrumpfen sollte, wird sie vorerst hoch bleiben. Die reichsten 1 Prozent in den USA erzielen einen Anteil am Gesamteinkommen von 23,5 Prozent, vor 30 Jahren waren es nur 9 Prozent. Gemessen an der Gesamtweltbevölkerung, befindet sich bei den reichsten 1% der Menschheit sogar 60% aller Einkommen.

Es müsste mithin ein Erdrutsch geschehen, um wieder zu einer Gesellschaft zu kommen, die keineswegs nivelliert oder sozialistisch ist, aber keine zu krasse Kluft zwischen Armen und Reichen aufweist (Stichwort Soziale Marktwirtschaft) und eine starke Mittelschicht hat.

Gerechtfertigt sind die exzessiven Boni und Managergehälter nicht, die in den letzten Jahren wie selbstverständlich eingestrichen wurden. Wenn jetzt schon davon gesprochen wird, dass die Ungleichheit der Einkommen wieder sinkt, dann gewinnt man eher den Eindruck, daß hier für die Systemerhaltung eines ungeregelten neokapitalistischen Marktes geworben wird.

Die Mär vom sich selbst regulierenden Markt hat sich selbst in der letzten Finanz- und Wirtschaftskrise als eine sich selbst widerlegende kapital-liberale Religion entlarvt.

Solange die Armen dabei nicht reicher werden, ist die "Verarmung der Reichen" nur ein Konjunkturphänomen und keine Änderung der Verhältnisse.

Ein Trick der "Kapital-Liberalen" wird in diesem Zusammenhang gerne unterschlagen (auch im Wortsinn), denn Liberale "privatisieren"(verkaufen) allzugerne Volksvermögen (öffentliche Daseinsvorsorge, öffentlicher Schienenverkehr etc.). Das ist aber oft genug genau der einzige Posten des Reichtums der Allgemeinheit und der Armen.

Und immer wieder ist zu beobachten, das in unserem Wirtschaftssystem Gewinne personalisiert und Verluste sozialisiert werden. Auch heute werden marode, sogenannte wirtschaftsrelevante Banken, Konzerne und Betriebe durch Steuergelder und Bürgschaften des Steuerzahlers mit zweifelhaftem Erfolg gestützt, ohne von diesen angemessene Gegenleistungen vertraglich einzufordern. - Wer in der Folge dann den Gürtel wieder enger schnallen muß, braucht hier wohl nicht näher ausgeführt werden. Sind  Binnennachfrage und Binnenkaufkraft der Bürger eigentlich nicht "Systemrelevant"?

Der Physiker würde sagen: " Wenn Sie eine Tasse Kaffee in denKeller tragen, dann wird ganz einfach ihre potentielle Energie insgesamt niedriger. Aber der Abstand zwischen dem Bodensatz und dem Sahnehäubchen bleibt der gleiche.

Will sagen, wenn im Zuge der Wirtschaftskrise die Reichen "ärmer" werden, dann ändert das an der bestehenden Situatioan garnichts, wenn es den Armen gleichzeitig genauso bzw. noch viel schlechter geht.

Über den gravierenden Unterschied, der darin besteht, sich der Reiche nur noch 9 statt 10 Ferraris kaufen kann, und der Qualität dem gegenüber, daß sich der Arme nur noch für 7 statt 10 Tage etwas zu Essen kaufen, sich keine Bildung leisten, sich kein Recht erkaufen kann, wird einfach nicht geredet.