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Altersdiskriminierung
Altersdiskriminierung in Deutschland..?
Entgegen den beschwörenden Beteuerungen der befragten Politiker aller Parteien, steht heute zweifelsfrei fest, daß die Diskriminierung von Seniorinnen und Senioren in Deutschland zu Lebenswirklichkeit geworden ist.

Dieses zeigt sich auf zweierlei Weise:

1. Altersdiskriminierung auf dem Arbeitsmarkt stellt sich wie folgt dar:

a. Arbeitgeber entfernen Arbeitnehmer oft schon ab dem 40. bis 45. Lebensjahr aus dem Arbeitsprozess, so genannte Freisetzung. Dies geschieht unter zu Hilfenahme folgender gebräuchlicher Begründungen:

- angebliche Anhäufung von Fehltagen durch Krankheit; allerdings verursachen in der Praxis eher die jüngeren Arbeitnehmer die höheren Fehltage.

- betriebsbedingte Kündigung; aber meist steht kurz danach die Stellenanzeige in der Presse, lediglich für jüngeren, sprich billigeren Mitarbeiter.

- zu teuer; hier stellt sich die Frage, ob der Arbeitnehmer mit der längeren Berufs- und größeren Lebenserfahrung sich nicht letztlich doch betriebswirtschaftlich rechnet.

- zu viel Urlaub; diesen Urlaub hat sich der ältere Arbeitnehmer wohl durch seine längere Lebensarbeitszeit und meist auch Betriebstreue verdient.

- Änderungskündigungen (meist zu schlechteren Bedingungen); zeigt sich der ältere Arbeitnehmer hier uneinsichtig, dann läßt man ihn häufig "mobben".

b. Wer heute das Pech hat mit 40 Jahren oder älter seinen Arbeitsplatz zu verlieren, der hat auf einem Arbeitsmarkt, der nur noch auf Gewinnmaximierung und Gewinnsteigerung mit der Brechstange ausgerichtet ist, kaum noch eine Chance, wieder in den ersten Arbeitsmarkt hineinzugelangen. Dies wird auch noch durch "Lohndumping" verschärft (1.- €-Jobs, illegale Arbeiter und Pseudoselbstständige aus osteuropäischen Ländern).

- jetzt soll die Verlängerung der Lebensarbeitszeit bis zur Rente auf 67 Jahre erhöht werden. Wer solches will, der soll erst einmal dafür sorgen, das Arbeitnehmer überhaupt erst mal bis zum 65 Lebensjahr arbeiten dürfen.

- ein Deutscher hat heute nicht einmal mehr auf dem Markt für Schwarzarbeit eine Chance, weil sich selbst dort ständig Schwarzarbeiter aus dem europäischen Osten noch günstiger anbieten können; diese haben ja auch ihren Lebensmittelpunkt nicht in Deutschland und müssen auch nicht deutsche Mieten, Preise und Lebenshaltungskosten zu bestreiten. Sie vagabundieren als illegale Wanderarbeiter durch sämtliche mittel- und westeuropäische Länder und zerstören dort, oft mit Hilfe der sie beschäftigenden Firmen, die Arbeitsmärkte und Sozialsysteme.

- ältere Arbeitsuchende bekommen, wenn überhaupt, nur noch Arbeit zu einem Lohn angeboten, von dem selbst der sparsamste Single seinen Lebensunterhalt kaum noch bestreiten kann. Wer in diesem Land sorgt eigentlich noch dafür, daß man von einem 100% Arbeitsplatz menschenwürdig leben kann?

- dem älteren Menschen wird oft noch eine Flexibilität zugemutet, die die entstehenden Fahrtkosten zu und von der Arbeit leicht auf 50-60% des Einkommens hochschnellen lassen. Oft sind eben die Arbeitsstellen wegen der Arbeitszeiten, dem nicht Vorhandensein oder der Stilllegung von öffentlichen Verkehrsanbindungen ohne Privatfahrzeuge gar nicht zu erreichen.

Wer es zuläßt, das deutsche bzw. westeuropäische Durchschnittseinkommen aus offensichtlicher Gewinnsucht auf osteuropäisches Niveau gedrückt werden, und wer es Westeuropäern zumutet, für Löhne auf dem Stand von 1970 zu arbeiten, aber gleichzeitig erwartet, daß die Binnenkonjunktur anspringt, oder erwartet, daß die betroffenen Arbeitnehmer aber die Mieten, Preise und Lebenshaltungskosten des Jahres 2007 bezahlen können, der hat sich seinen ökonomischen Verstand freiwillig amputieren lassen.

2. Altersdiskriminierung im Gesundheitswesen stellt sich folgendermaßen dar:

Entgegen aller gebetsmühlenartigen Beschwörungen und Beteuerungen unserer Politiker mit sozialer Kompetenz, oder vielleicht doch sozialer Impotenz, "Gell, Frau Ministerin Ulla Schmidt!", auf entsprechende Vorhalte durch Printmedien und Fernsehen, erhalten Seniorinnen und Senioren immer häufiger eben nicht die notwendigen Medikamente bzw. Therapien (auch klinische Eingriffe werden ihnen verweigert).

- dies fiel mir in meiner langjährigen Tätigkeit als exam. Fachkraft auf dem Gebiet der ambulanten und stationären Alten-, Krankenpflege und Behindertenbetreuung in zunehmendem Maße auf.

- könnte ich namentlich Ärztinnen und Ärzte benennen, die Therapien und Verschreibungen vor allem bei älteren Patienten in gesetzlichen Krankenkassen mit dem Hinweis auf das Geburtsdatum vorenthalten haben.

- das schlimmste Beispiel ärztlicher Unterlassung, das ich selbst erleben mußte, spielte sich auf der Pflegestation eines renomierten Trägers hunderter Seniorenresidenzen in Europa ab. Dort ließ man eine Seniorin mit Wissen des behandelnden Arztes an einer Sepsis sterben, anstatt sie zur Amputation des linken Unterschenkels in ein Krankenhaus einzuweisen. Die erforderliche Therapie mit Opiaten hat man ihr, Gott sei es gedankt, gnädigerweise noch zur Schmerzunterdrückung zugebilligt. Hier haben wir sie schon längst, die schleichende Euthanasie, sprich Vernichtung von unwertem, weil altem und krankem Leben.

- eine erfolgversprechende Diagnostik wird dann vorenthalten, wenn es Ärztin/Arzt zu mühevoll wird, eine entsprechende Einrichtung zu finden, die hierfür ausgestattet ist. Paßt der Patient in ein Diagnosegerät nicht hinein, dann wird damit die Diagnostik abgeschlossen, und eine sinnvolle Therapie beginnt erst gar nicht.

- es nimmt nicht Wunder, daß weder ich noch viele meiner Berufskolleginnen und Kollegen ihren Dienst auf eine solche Weise versehen wollen, weil eine solche für den Patienten aber auch den Dienst tuenden entwürdigende Pflege, nicht der Philosophie, Pflegeethik und dem Umgang entspricht, die wir uns für unsere Klientel aber auch für uns selbst wünschen.

- was hier von mir berichtet wurde ist selbst erlebt und stellt nur ein Stenogramm aus dem Erfahrungsschatz bundesdeutscher Wirklichkeit dar.

An die Adresse der zuständigen Politiker und sonstigen maßgeblich Verantwortlichen sei gesagt: "Seien sie glücklich darüber, daß Sie so viele Vorkommnisse unter dem Deckel halten können, weil es unter uns Pflegenden so wenige Schriftsteller gibt. Was wir in der Praxis erleben, ist einfach unglaublich und eines "Kulturvolkes" unwürdig; aber vielleicht sind wir ja schon ein Volk der Unkultur.

Ich selbst bitte die Götter morgens und abends darum, mir die Gnade zu erweisen, mich an meinem Lebensabend vor den Segnungen unserer Alten- und Krankenpflege aber auch vor den Händen gewisser Halbgöttinnen und Halbgötter in Weiß zu bewahren.

Politiker, die all dies geschehen lassen, tragen die historische Schuld für die Entmenschlichung, Entdemokratisierung und Radikalisierung unserer Gesellschaft, und damit auch die Verantwortung für die Entsolidarisierung unseres Volkes.

Es sei auch noch angemerkt, daß ich hier niemanden verunglimpfen will, denn wie gelänge es mir denn, jemanden zu verunglimpfen, der sich durch sein amoralisches, menschenfeindliches und teilweise kriminelles Handeln selbst verunglimpft.

Immer öfter höre ich in Arztpraxen aus dem Munde von Ärztinnen und Ärzten den Satz: "Wir haben eben in Deutschland leider eine Zweiklassen-Medizin." Und aus solch berufenem Munde sollte man doch annehmen dürfen, daß dies stimmt.

Aber weit gefehlt; es ist eben wieder nur die halbe Wahrheit. Wir haben in unserer Republik schon längst eine Multiklassen-Medizin, wobei ich mich frage, was hier eigentlich noch res pulica ist; haben wir hier nicht schon längst eine "Res Pecuniae Germanorum" ?

Das glauben Sie nicht..? M O M E N T, das haben wir gleich:

Medizinische Versorgung 1. Klasse für Reiche und Superreiche, die sich ohnehin alles leisten können, ohne auf die Kosten achten zu müssen. Dazu gehören auch noch die Spitzenpolitiker in Bund, Land und Kommunen, also die oberen 10-Tausend..

Medizinische Versorgung 2. Klasse für überdurchschnittlich gut verdienende Arbeitnehmer und Beamte, aber auch Pensionäre und Rentner mit überdurchschnittlichen Ruhebezügen oder Mehrfachversorgung, wie sie besonders bei Politikern üblich ist.

Medizinische Versorgung Medium 3. Klasse für Durchschnittsverdiener und Personen mit durchschnittlichen Altersruhebezügen. Welcher Personenkreis dies ist, wissen die meisten Mitbürger sicher.

Medizinische Versorgung Light 4. Klasse für Arme, Arbeitlose und ALG II-Genieser, Schwache, Alte, Kranke, Behinderte, Pflegebedürftige, also alle Personen ohne Lobby, die nicht in die Klassen 1 - 3 passen und laut den Äußerungen einiger Politiker, Ärztinnen und Ärzten ohnehin zum Ausgedinge gehören und keine Exitenzberechtigung haben.

Hierzu könnte ich Ihnen Geschichten aus meiner langjährigen Praxis in der ambulanten und stationären Kranken-, Altenpflege, der Betreuung von mehrfach Schwerstbehinderten und in der Sterbebegleitung erzählen.

Es ist teilweise unglaublich, was man da aus ärztlichem Munde zu hören bekommt. In Deutschland gibt es eben schon wieder die, wenn auch schleichende Euthanasie.

Therapieverweigerung führt eben bei manchen Schwachen und Alten zum Tode; und das nenne ich "Schleichende Euthanasie"; hier wird eben schon wieder selektiert, wer noch ein bischen leben darf und wer nicht. Natürlich kann man das auch "Sozialverträgliches Ableben" nennen, wie es von manchen Politikern, Rentenspezialisten und Medizinern heute schon wieder gefordert wird.

Übrigens die Altersdiskriminierung in unserem Gesundheitssystem ist doch schon der erste Schritt in Richtung Euthanasie. Denken Sie einfach einmal darüber nach..!

Euer Hofnarr, Stand 08.02.2007